“making it as an artist / freelance illustartor & designer”

Irgendwie gibt es dieses "making it as an artist”. Aber was bedeutet das überhaupt? Wann hast du es als Künstler*in oder selbstständige Person "geschafft"? Wenn du 100% davon leben kannst? Aber was, wenn du das gar nicht möchtest?

@KatharinaLorenz, coffe in berlin

Und da bin ich jetzt seit einem Jahr selbstständig und weiß nicht mehr, wie ich meine nächste Miete bezahlen kann. Ich habe es geschafft, ein Jahr alleine über Wasser zu bleiben und bin jetzt bei der Ein-Jahres-Marke angekommen und weiß nicht mehr, wie ich diese, wie ich meine Unterkunft bezahlen kann und wie ich zu Geld kommen soll.

“i didn’t make it”
”i failed”
”i am a failure”

Das sind Sachen, die mir durch den Kopf gegangen sind. Ich habe mich im September 2022 selbständig gemacht und extra davor Geld auf die Seite gelegt, damit ich auf jeden Fall immer einen Puffer habe. Dafür, dass ich mich so spontan selbständig gemacht habe und erst so kurz in dieser Branche arbeite, lief es auch echt super. Ich musste aber trotzdem monatlich immer ein bisschen von meinem Ersparten angreifen. Und irgendwann war das Ersparte einfach sehr knapp. Ich musste überlegen, wie ich jetzt weitermache. Ich habe kurz überlegt, ob ich wieder als Barista arbeiten soll. Aber das hat sich für mich in dem Moment eher wie ein Schritt zurück angefühlt, da ich vor meinem Studium 1,5 Jahre als Barista gearbeitet habe. Dann habe ich überlegt, ob ich wieder zu meinem alten angestellten Job zurückgehen soll, aber darauf hatte ich wirklich überhaupt keine Lust. Ich habe überlegt, ob ich mich bei Agenturen bewerben soll… aber ich war eigentlich immer guter Dinge und habe mir gedacht "Das klappt schon, das nächste Projekt ist sicher schon auf dem Weg zu mir". Aber irgendwann war der Moment da, wo ich wusste, "Scheiße, ich kann meine nächste Miete nicht mehr bezahlen, wenn nicht jetzt irgendwo Geld herkommt." Mir ging es wirklich gar nicht gut damit. Natürlich nicht, wem geht es gut damit, kein Geld mehr zu haben. Zusätzlich zum Geldstress habe ich mich wirklich einfach wie eine Versagerin gefühlt und es war mir richtig unangenehm und peinlich zuzugeben, dass ich es im Moment nicht 100% mit meiner Selbständigkeit “schaffe”. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, was andere von mir denken werden, wenn ich mir jetzt einen Nebenjob suche. Aber es ging nicht anders.

Also bin ich zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder auf diese Jobbörsen-Seiten gegangen und habe mich einfach mal irgendwo beworben. Aber alles, wo man sich da bewerben konnte, fühlte sich für mich schrecklich an. Also ist mir wieder der Barista-Gedanke gekommen. Ich liebe Kaffee und ich habe meinen Barista-Job geliebt. Okay, also probiere ich es. "Wenn ich eine Barista-Stelle finde, in einem Kaffee, das mir gefällt, dann ist das ein Zeichen, dass ich es machen soll".

Ein paar Tage später habe ich in einem Kaffee, das ich sehr sehr gerne mag, angefragt, ob sie gerade jemanden suchen und die Antwort war tatsächlich "Ja". Aber ich wusste eigentlich, dass ich in diesem Kaffee nicht arbeiten möchte. Es war aber für mich ein Zeichen, dass es der richtige Weg ist, aber nicht das richtige Kaffee. Ca. zwei Wochen später war ich im Stammkaffee meines Partners, wo ich erst zum zweiten Mal war. Dort gefiel es mir. Dort war es genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Nicht zu groß, nicht zu klein, sehr familiär. Nachdem ich gezahlt habe und eigentlich schon am Rausgehen war, habe ich all meinen Mut zusammen genommen und gefragt, ob sie gerade jemanden suchen und die Antwort war tatsächlich wieder "Ja". Ein Monat später habe ich angefangen dort geringfügig zu arbeiten und ich bin so glücklich darüber.

Meine Ängste und mein Gefühl, dass es ein Rückschritt wäre, sind total verflogen. Ich fühle mich nicht mehr wie eine Versagerin und ich bin so dankbar für den Job. Er gibt mir nicht nur ein bisschen finanzielle Sicherheit, er bringt auch Struktur in meine Wochen. Ich komme unter Leute, was ich sonst als selbständige Person nicht so wirklich tue und er "zwingt" mich zwei Mal die Woche raus zu gehen, was mir sonst auch oft sehr schwer fällt.

Es ist für mich gerade eine richtig gute Balance und ich bin sehr dankbar darüber.

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