body talks with J.

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this is a series where i invite people to talk about their feelings and thoughts
on their bodies and their journey of how the got to the point where they are today.
this could give us a new perspective on how others feel about their bodies and could help everyone of us to understand that we are not alone with our feelings.

-the first body talk is in german-

 

nude drawing of J.

Wenn es um die Beziehung zwischen mir und meinem Körper geht, ist wahrscheinlich mein Gewicht das größte Thema. Obwohl ich lange Zeit nicht auf mein Gewicht geachtet habe, es war mir ziemlich egal. Ich hab mich auch nicht mit meiner Ernährung und Gesundheit auseinandergesetzt, ich habe halt gegessen auf was ich Lust hatte, im Nachhinein betrachtend war da aber sicher auch viel Frustessen dabei, was auch dazu geführt hat das mein Gewicht sehr schwankend war, aber es war mir gar nicht so bewusst bzw. auch wichtig. Erst so zwischen 16-18 Jahren hat es begonnen, als ich über eine Klassenkollegin erfahren habe, dass ein Klassenkollege zu dem anderen meinte: "Was, du willst was von ihr? Ist sie dir nicht viel zu dick?". Das hat mich damals ziemlich getroffen, obwohl ich mich gar nicht dick gefühlt habe. Trotzdem hat das auch irgendwas in mir ausgelöst und ich habe begonnen mich mehr mit meinem Gewicht zu beschäftigen, bzw. sofort zu merken, wenn ich ein bisschen zugenommen und mich dafür dann auch schlecht gefühlt. Ich hatte auch Phasen, wo ich einfach mit irgendjemanden geschmust habe oder Sex hatte, mit dem Gedanken: "Wenn der mit mir was hat, dann kann ich ja gar nicht so dick sein". Jetzt so viele Jahre später, tut mir das richtig weh, dass ich meinen Selbstwert davon abhängig gemacht habe, ob jemand mit mir schläft. Damals war mir nicht bewusst, wie destruktiv dieses Verhalten war, dabei habe ich mich meistens danach trotzdem unwohl gefühlt.  

Als ich dann mit meinem Exfreund zusammengekommen bin, war es teilweise auch sehr schwierig. Er war in einem super sportlichen Freundeskreis, wo sich generell sehr viel um Sport, Gewicht, Muskeln, gutes Aussehen, etc. gedreht hat. Da habe ich dann auch wieder mit meinem Gewicht gestruggled, viele Diäten ausprobiert und gehungert, nur um dann wieder Fressattacken zu haben. Mein Gewicht war wieder sehr schwankend. Auch da war aber emotionales Essen ein großes Thema. Auch in Bezug auf meine sexuelle Vergangenheit, habe ich von seiner Seite Ablehnung verspürt, als wäre es ihm lieber gewesen ich hätte davor noch nie mit jemanden anderen geschlafen, das hat mir auch ein sehr ungutes Gefühl gegeben, als wäre ich nicht gut genug. Das hat mich lange Zeit sehr beschäftigt, auch noch nach unserer Trennung.

closeup nude drawing of J.

Während der Beziehung die ich danach hatte, habe ich wahnsinnig viel Gewicht verloren. Viel wohler hab ich mich da aber auch nicht gefühlt, da die Beziehung sehr kräfteraubend war.  So war da dieses ständige auf und ab, nicht nur was mein Gewicht betrifft sondern eben auch was meine Psyche betrifft, den direkten Zusammenhang hab ich erst im Nachhinein so richtig begriffen. Ich hab mich einfach nicht gut und mich und meinen Körper gekümmert.  

Nach der Trennung musste ich erstmal wieder zu mir finden, ich habe begonnen, über meine sexuelle Vergangenheit nachzudenken. Ich schäme mich gar nicht dafür, aber ich bereu trotzdem einiges. Es gab viele Situationen, wo ich am nächsten Morgen aufgewacht bin und mich gar nicht mehr so wirklich erinnern konnte was passiert ist, in den Beziehungen und außerhalb der Beziehung. Ich habe realisiert, dass ich oft gar nicht „bei mir“ war bzw. bewusst „in meinem Körper“ war, während ich mit jemanden Sex hatte. Ich habe Sex eigentlich eben ganz oft dafür benutzt, meinen Selbstwert zu steigern bzw. mir Bestätigung von Männern zu holen. 

Was dabei raus kam: zwischen 16 und 26 habe ich viel an Blasenentzündungen, Pilzinfektionen etc gelitten. Das war unabhängig davon ob ich in einer Beziehung war oder nicht und meistens auch unabhängig davon ob ich mit jemanden geschlafen habe oder nicht. Es kam und ging und ich war so verzweifelt, weil kein*e Ärzt*in mir helfen konnte – immer wieder dasselbe verschrieben, nichts hat geholfen. Wenn es schlimmer wurde und ich mit jemanden intimer wurde, war’s mir oft peinlich, da es ja auch gejuckt oder gerochen hat. An Sex war da sowieso nicht zu denken, aber es reichte ja schon eng beieinander zu kuscheln und der Geruch war da. Das hat auch sehr an meinem Selbstbewusstsein gekratzt. Und im Endeffekt wollte ich ja nur eins, gesund und glücklich sein. 

Ich habe das Gefühl, dass ich jetzt mit 28 am besten Weg bin, mich mit meiner Vergangenheit und somit auch mit meinem Körper zu versöhnen. Ich kann sagen: Ich fühle mich wirklich wohl in meinem Körper. Und ich kann zugeben: Ja, ich habe auch meine up’s and down’s.
Aber im Grunde geht es mir wieder nicht mehr darum zu gefallen, sondern vielmehr darum mir und meinem Körper mit meiner Ernährung und meinem Tun etwas Gutes zu tun. Ich beschäftige mich mit mir, meinem Körper, meiner Sexualität, mit dem was ich brauche und dem was ich will. Ich gehe z.B. wahnsinnig gerne nackt schwimmen und mache mir dabei absolut keine Gedanken mehr darüber, ob meine Oberschenkel zu dick sind. 

Obwohl ich nie ein Problem mit dem Aussehen meiner Vulva hatte, hatte ich auch viele empowernde Momente. Zum Beispiel beim Vulvacasting (https://www.instagram.com/vulvacasting/) oder beim Shooting mit (https://www.instagram.com/vulvaprints2/). Ganz lange hab ich gedacht, ich muss mich ganz glatt rasieren, das wollten auch oft die Männer mit denen ich was hatte. Generell, hab ich mich einfach so oft verbiegen lassen und mich dabei selber ganz vergessen.

Es war auf jeden Fall ein langer Weg bis zum heutigen Tag. Aber jetzt, jetzt kann ich endlich etwas sagen, was ich solange irgendwie nicht sagen konnte: Ich find mich schön und hab mich lieb!

-J., 28

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