Make-Up & Feminismus
Feminismus und mein Aussehen. Wie passen Schminke und Feminismus zusammen. Darf man sich als Feministin überhaupt schminken?
Wie sich das als weiblich gelesene Person in Österreich gehört habe ich mit zirka 13 Jahren angefangen mich zu schminken. Davor war es verboten nur daran zu denken die Schminke meiner Mutter aus zu probieren. Danach fühlte es sich wie verboten an ohne Schminke außer Haus zu gehen.
Ich schminkte mich jeden Tag bevor ich raus ging. Jeden Tag.
Ich wagte es nicht ohne Make Up außer Haus. Alle (weiblich gelesen Personen) schminkten sich. Das gehörte sich so. Schnell fing ich an mich ohne Schminke hässlich zu fühlen.
Aber genervt hat es mich schon immer. Es nervte mich extra früh auf zu stehen um es zu tun. Es nervte mich mich Abends von der Maske lösen zu müssen. Wobei zu dem Zeitpunkt habe ich es noch nicht als Maske sondern als Pflicht einer Frau oder weiblich gelesenen Person gesehen.
Mit 18 war dann Schluss. Die ersten Züge meines Feminismus fingen an sich an die Oberfläche meiner Haut zu trauen. Ich war genervt nach 5 Jahren schminken, abschminken, schminken, abschminken. Ich war genervt und erschrocken davon mich ohne Make Up nicht schön zu fühlen und mich nicht außer Haus zu trauen.
Also fing ich an, als einzige in meiner Klasse mal ungeschminkt zur Schule zu kommen. Es war schrecklich. Nicht wegen der anderen, nur wegen mir selbst. Ich fühlte mich schrecklich. (Wobei ich mich auch an ein paar aussagen wie „Oje du siehst aber Krank aus“ erinnere).
Aber das war mir egal. Ich wollte mich schön fühlen. So wie ich bin. Ohne diese Maske an der ich meistens keinen Spaß hatte. Also zog ich es durch. Zuerst nur ab und zu, wenn ich zu faul war. Dann immer öfter. Immer öfter ging ich als ich selbst vor die Tür, ohne eine Zusatzschicht. Irgendwann nur noch so. Nur noch so. Wie ich bin.
Und langsam fing ich an mich wohl zu fühlen. Es dauerte bestimmt über ein halbes Jahr. Und natürlich kam es und ging mal wieder.
Also bin ich zu der geworden die sich aus Protest nicht mehr schminkte. Vegetarisch und Queer war ich sowieso schon, also alles eh schon egal.
Irgendwann sind andere dazu gekommen und irgendwann wurde es, zumindest in meinem Umfeld, normal.
Und die Normalität wurde irgendwann wieder zur Pflicht. „Wenn du Feminist*in bist schminkst du dich nicht“ Punkt aus. Viele Jahre war das mein Glaube und die Einstellung vieler. Diese Pflicht.
Zum Glück gab es Menschen die dem mit der Zeit widersprachen. Make Up und Feminismus, geht das überhaupt? NATÜRLICH!! Aber tatsächlich habe ich so viele Jahre damit verbracht mir etwas anzutrainieren und etwas zu reframen, dass es sich für mich, jetzt wo ich weiß das beides geht, sehr komisch anfühlt mich zu schminken. Also bin ich wieder dabei all dies neu zu lernen. Wieder umlernen. Make Up ist Kunst. Es ist eine Ausdrucksform und wenn sie mir Spaß macht darf ich sie auch nutzen.
Aber natürlich ist das ein wichtiger Prozess beim reframen. Zuerst muss man mal etwas, Glaubenssätze, aus dem System löschen um sie dann wieder anders zu bespielen.
Das ist für mich noch immer ein ongoing Prozess. Mal abgesehen davon, dass ich nicht mal weiß wie man sich schminkt. Aber jetzt kann ich es zumindest machen weil ich es möchte. Für mich und nicht für das Patriarchat. Denn ja Feminismus geht, egal wie man aussieht.